Die Blues Brothers aus Chicago in Illinois berichteten ja bereits in Bob’s Country Bunker darüber, dass sie Country und Western spielen würden und so passt diese Geschichte ganz gut als Einstieg in die Erlebnisse des Amperebear und seiner Trips durch die Vereinigten Staaten von Amerika.
Der Westernheld Wyatt Earp lebte von 1848 bis 1929 und hatte im Laufe seines Lebens schon einiges des mittleren Westens gesehen. Unter anderem folgte er seinem Bruder in die Stadt Dodge City in Kansas, wo auch der Amperebear bereits im Jahr 2009 an den riesigen Rinderzuchtflächen vorbeigefahren war. Earp hing seinen Posten als Assistenz-Marshall von Dodge City 1879 an den Nagel und reiste dann nach Las Vegas in New Mexico bevor es noch im gleichen Jahr nach Tombstone in Arizona weiter ging.
In genau diesem Las Vegas bin ich über die Interstate gefahren als ich durch New Mexico rauf nach Kanada unterwegs war. Ich hatte ausführlich über diesen Trip berichtet, bei dem die unheimliche Begegnung mit der dritten Art in Roswell, New Mexico, für mich ausgeblieben war.
Eine andere Begegnung hatte ich auf einem Trip im August 2009, als ich in Henderson, Texas geladen hatte und gerade auf dem Weg nach Shreveport in Louisiana war, wo ich auf dem örtlichen Truckstop übernachten wollte. Auf dem Weg dorthin, ich erinnere mich noch genau, befand sich auf dem Texas Highway 43 vor der Sabine River Bridge zwischen Henderson und der Interstate 20 ein Pickup Truck mit einem Plattfuß auf linken Seite der Vorderachse in der Einfahrt zur Public Boat Ramp.
Der Fahrer stand mitten auf dem Highway mit seinem Telefon am Ohr und gestikulierte mit seinem anderen Arm wild in der Gegend herum. Ich hielt auf der Shoulder an und fragte ihn ob er Hilfe benötigt und sagte mir er habe einen Platten und würde das zu schätzen wissen, wenn ich ihm helfen könnte. Da er ein Reserverad und einen Wagenheber dabei hatte, war das keine große Sache. Ich holte einen passenden Steckschlüssel für die Lug-Nuts an seiner Felge aus dem Staufach meines Trucks und wechselte seinen Reifen. Der Typ erzählte mir davon, er habe erst im März eine neue Platte rausgebracht, die würde jetzt überall in den Countrysendern gespielt. Ich fragte ihn welche Platte er denn meine und er fing an zu singen:
„There are three wooden crosses on the right side of the highway
Why there's not four of them, Heaven only knows.“
Der Song war mir selbstverständlich bekannt aber ich konnte nicht glauben, dass ich jetzt hier im texanischen Nirgendwo Randy Travis vor mir hatte und an seinem Pickup einen Reifen wechselte. Er meinte nur, dass ich es ihm ruhig glauben könne und zeigte mir seine New Mexico Drivers Licence aus der sein Name Traywick hervorging, was sein echter Name ist. Ich fragte ihn was er denn hier im Süden von Texas tun würde was Randy mit dem Besuch von Freunden beantwortete.
Außer von seinen Countrysongs die ab und zu im Radio gespielt wurden, war mir Randy Travis auch aus dem Movie Black Dog bekannt. Er hatte 1995 in einer Szene dieses Films ebenfalls einen roten International Truck bewegt, was er mir gegenüber allerdings verneinte. Gefahren habe den Truck ein Stuntman und er sei lediglich in der nächsten Einstellung gefilmt worden, als der Truck bereits geparkt habe.
Der Musiker begutachtete meinen Truck und zollte mir Respekt dafür, Amerika in Bewegung zu halten, er war allerdings auch dankbar für meine Entscheidung anzuhalten um ihm zu helfen, so konnte er schnell wieder weiterfahren.
Nachdem Randy’s Pickup wieder startklar war, zog er eine seiner Westerngitarren aus dem Fond seines Trucks, von denen er ganz offensichtlich mehrere dabei hatte und gab sie mir als Dankeschön für den „Good Job“ des Reifenwechsels und er betonte bezüglich meiner Hilfe mit seinem Plattfuß „Don’t tell anyone“, sag es nicht weiter. Ich nahm sein Geschenk dankend an und legte die Klampfe in meine Kabine, als Randy mir einen „Safe trip“ und „God bless“ wünschte.
Dann fuhr er über die Brücke davon und auch ich setzte meine Fahrt nach Shreveport fort, wo ich auf dem Flying J Travel Center über die Bedeutung des Spruches, „Jeden Tag eine gute Tat“ erst mal eine Nacht drüber schlafen musste um dieses Ereignis zu verarbeiten.
Was haben aber nun Wyatt Earp und Randy Travis gemeinsam?
Beide sind waschechte Amerikaner und trugen bisweilen auch Cowboyhüte. Der klassische Hut des Cowboys hat gerade im mittleren Westen der USA eine große Tradition, die natürlich auch in der heutigen Country-Szene nicht fehlen darf. So hat Wyatt Earp in seiner Zeit als Gesetzesmann die bösen Buben gejagt, während Randy Travis im Zuge seiner Laufbahn so manches Mal Schlagzeilen damit machte, auf der anderen Seite zu stehen und dennoch haben beide dazu beigetragen in diesem Land in Erinnerung zu bleiben.
Das was Randy Travis in den USA, das ist wohl Gunter Gabriel in Deutschland und mittlerweile habe ich beide persönlich getroffen.
Gunter Gabriel ist einer der wenigen deutschen Countrysänger, der unter anderem mit seinen „30 Tonner Diesel“ einen Hit landete. Ich traf ihn Mitte der 1990er Jahre in einer Imbissbude in der an der Autobahn 2 gelegenen Stadt Beckum. In der Region hatte ich damals mit Sattelkippern und Zement-Silos das Material der regionalen Zementwerke transportiert und Gunter wohnte damals nicht weit von dort. Als ich auf einer meiner Touren von der Autobahn kommend in die Stadt Beckum hinein gefahren war, hielt ich rechts an der Straße an um in der rechts neben der Straße gelegenen Imbissbude eine Currywurst zu verdrücken. Ich stand gerade mit der Wurst und einem Kaffee an einem der Stehtische in dem Zelt des Imbisswagens als Gunter die Bude betrat und eine Bratwurst mit Pommes bestellte. Seine Aufmachung zog wahrscheinlich die Blicke der anderen Kunden auf sich, die bereits hinter vorgehaltener Hand über Gabriel tuschelten. Gunter drehte sich zu ihnen um und fragte nur kurz: „Is was?“, woraufhin aber kein Echo folgte. Er war bekleidet mit einer alten blauen Trainingshose mit seitlichen weißen Streifen und darüber gestülpten Cowboystiefeln und einem olivgrünen Bundeswehrparker. Als er sein Essen bekam gesellte er sich zu mir an den Tisch und wünschte mir einen guten Appetit, was ich ihm erwiderte.
So hatte auch Kollege Zufall mal wieder zugeschlagen und mir bewiesen, dass die Welt ein Dorf ist. Das habe ich sicherlich schon mindestens einmal im Blog erwähnt und es bestätigt sich immer wieder. Darum erhebe ich heute meine mit Haselnuss-Kaffee gefüllte große rote Coffee-Mug und stoße auf die drei an.
Zum Wohl Jungs, Cheers !


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