Am 10.März 2009 ging es also los zum Airport nach Hannover.
Natürlich reisten wir standesgemäss mit einem Chevy-Van, den uns unser Freund Peter Witt als Flughafenshuttle zur Verfügung stellte. Er liess es sich natürlich auch nicht nehmen, als Repräsentant der Van-Family aus dem Grossraum Osnabrück, unser Chauffeur zu sein .
Die Mitglieder der Van-Family signierten uns zum Abschied sogar eine Canada-Flagge, welche uns Peter noch am Tag der Abfahrt überreichte.
Während der Fahrt zum Flughafen blieb uns noch Zeit, um über vergangenes nachzudenken. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man plötzlich alles Bekannte hinter sich lässt und genau weiss, das es wohl nicht wieder kommt.
Hatten wir doch am Samstag zuvor noch ausgibig mit unseren Freunden gefeiert, so mussten wir doch feststellen, das einem die besten Freunde bis zum Schluss erhalten bleiben. Es blieb nicht aus, das auch der Trennungsschmerz zeitweise siegte und uns den Blick nach vorn erschwerte.
Meine Frau Ricarda hatte aber alles gegeben, um den Freunden einen angenehmen Abend zu bieten und versüsste den mit einem selbstgemachten Canada-Cake.
In Hannover Langenhagen noch ein letztes shake hands, letzte Verabschiedung der noch mitgefahrenen Freunde, auch die ganz kleinen waren dabei, jetzt ging es los.
Unser Abenteuertrip begann mit dem Einstieg in die KLM-Cityhopper, welche eine zweimotorige Propellermaschine war.
Schnell waren wir in den Wolken verschwunden um bereits nach 1h und 10 min. in Amsterdam Schiphol zu landen. Hier stiegen wir in einen Airbus A370 ein, der uns mit einem unglaublichen Schub wieder in die Lüfte bewegte. Diesmal aber mit dem Ziel Toronto International Airport.
Der erste Weg führte uns nach unserer Ankunft in Canada noch im Flughafen zum office von Immigration Canada. Hier warteten wir über eine Stunde darauf, endlich abgefertigt zu werden. Der nette Officer hinter dem Schalter musterte uns und wir gaben ihm die Empfehlungsschreiben der Botschaft in Berlin und unsere deutschen Pässe. Nach etwas smalltalk (ohne die englische Sprache geht hier garnichts) bekamen Ricarda und ich je ein workpermit und Nathalie ein studypermit in den Pass getackert. Mit den Worten "Welcome to Canada" hiess uns der Immigrationofficer Willkommen und entliess uns sogleich in unser neues Leben.
Unser Plan sah vor, einen zuvor gebuchten Mietwagen in Toronto am Airport in Empfang zu nehmen. Dafür war anfänglich ein Mid-Size-SUV gebucht. Als der freundliche Mitarbeiter der Autovermietung dann aber sah, wieviel Gepäck wir dabei hatten, zog er es vor, uns einen Full-Size-SUV anzubieten, der wirklich all unser Gepäck schlucken konnte. Mit 8 Zylindern und 5.3L Hubraum war dieser 07er Chevy Surburban eigentlich genau das Fahrzeug, was für eine entspannte Fahrt über den Highway 17 nötig war. Wenn man seine Auswanderung schon mit Urlaub beginnt, dann will man ja auch was davon haben.
Es war aber schon ziemlich spät an diesem Dienstag, wir hatten ja schon einige Stunden hinter uns und bedingt durch die frühere Umstellung der Sommerzeit in Canada waren wir jetzt 5 Std. vor der deutschen Zeit.
Also ging es erstmal planmässig ins Hotel. Wir hatten ein Zimmer in Markham reserviert, was etwa 20km nord-östlich von Toronto liegt.
Nach einer angenehmen Nacht frühstückten wir erstmal ne dicke Portion Ham and Eggs mit Toast, Würstchen, Pancakes und Coffee bis zum Abwinken.
Gut ausgeruht und gestärkt machten wir uns dann gegen 10:00 Uhr Ontario time bei bestem Wetter auf den ca. 700km langen Weg nach Sault Ste. Marie. (sprich in gut deutsch: Sue San Marie)
Im Wal-Mart in Barrie deckten wir uns mit Dingen für den Tag ein, denn man sollte schon wissen das man im Winter unterwegs immer genügend Getränke, Lebensmittel, warme Decken u.s.w. dabei haben sollte, man weiss ja nie, was einen da draussen erwartet. Menzelmaessig aengstlich waren wir aber nicht, schliesslich ist das hier Canada und nicht die Wueste Goby.
Die Aussicht war herrlich und wir genossen jeden Kilometer. Jedoch schlug schon weit vor Sault Ste. Marie das Wetter um und anfängliches Schneetreiben wurde dann zum Schneesturm. Der Hwy 17 wurde dann ca. 60km vor Sault Ste. Marie gesperrt und nichts ging mehr. Ab und zu fuhr mal ein Police Officer mit seiner blau-roten code3-bar auf dem Dach an uns vorbei und checkte den Stau. Als einer seiner Kollegen kam, hielt der neben uns und rief aus dem Fenster: "follow me". Auf diese Weise fuhren nun alle PKWs und Pick up Trucks in Kolonne auf der Gegenfahrbahn hinter ihm her und wir erreichten schliesslich das Super8 Motel in Sault Ste. Marie, wo wir unsere zweite Nacht verbrachten.
Am nächsten Morgen trafen wir auch einen der Police-Officer wieder, der auch in dem Motel sein Frühstück zu sich nahm, während er seinen Ford Excursion draussen vor unserem Zimmer parkte.
Es ist schon verblueffend, wie relaxed die Canadier hier ihren Tag beginnen.
Nach dem Frühstück gab es noch einen Coffee to go und weiter gings Richtung White River, wo sich unsere Naddel (uns war wohl kein besserer Spitzname für Nathalie eingefallen) mit Winnie the Pooh verabredet hatte. Die bekannte Comicfigur hatte dort ihren Ursprung. So wurde aus einem aufgezogenen Braunbären später das Maskottchen der canadischen Army, welche dann von den Disney Studios zur Comic Figur gemacht wurde. Das tolle an der Geschichte ist, das der Name Winni the Pooh ursprünglich von Winnipeg abstammt.
Und bis dorthin lagen nun noch ca. 1.400km vor uns. 700km bis Thunder Bay, und weitere 700km bis zum Ziel in Winnipeg. Die Landschaft war atemberaubend und je nördlicher wir kamen, je weiter fielen die Temperaturen in den Minusbereich, wenn auch das Wetter an sich besser wurde. So macht das reisen wirklich Spass, der automatisch zuschaltbare Allradantrieb gab sein Bestes und wir cruisten gemütlich mit den auf dieser Piste erlaubten 90km/h durch die Winterlandschaft Ontarios.
So um die Mittagszeit erreichten wir dann endlich White River und latschten als einzige durch den Schnee, um dem Wahrzeichen, der Statue of Winnie the Pooh mal ganz nah zu sein. Aber so ist das eben, wenn wir deutschen uns mal was in den Kopf gesetzt haben, dann bringt uns auch so schnell nichts davon ab, nicht einmal ein Meter hohe Schneewehen. Aufgefallen sind wir sowieso schon, da ein Auto mit einem license-Plate aus dem Yukon Territory doch wohl eher selten hier in Ontario zu sehen war.
Direkt nebenan im A&W, das ist eine amerikanische Fastfoodkette, gabs dann die sogenannten Mama- und Papaburger. Für den grossen Hunger ginge auch ein Oncleburger. Die Naddel zog dann aber doch das Kids-Menu mit dem Teenieburger vor. Zwar hatte jeder von uns nur eine kleine Cola bestellt, die entpuppte sich aber als 1 Liter Glass. Ich möchte garnicht wissen, wie erst eine grosse Cola ausgesehen hätte.
Wir liessen an diesem Tag noch Nipigon und Thunder Bay hinter uns und verbrachten die Nacht in Kakabeka Falls, was am Hwy 11 liegt und nur ca. 25km weiter entfernt als über die Piste des Hwy 17. Warum wir Kakabeka Falls ansteuerten hat natürlich auch einen Hintergrund. Hier gab es noch eine weitere Sehenswürdigkeit, von der ich euch im nächsten Posting erzählen werde.