Ein eiskalter Wind wehte uns um die Ohren, so das wir es hier nicht all zu lang aushielten und uns in unseren Chevy zurückzogen, dank des laufenden Motors war es darin schön warm und wir fuhren zurück ins Motel, wo wir uns zufrieden in die queen-size-Betten fallen liessen.
Der nächste Tag begann wie immer mit einem guten Frühstück. Dafür standen wir an diesem Freitag schon etwas früher auf, weil wir nach der Ankunft in Winnipeg noch was vom Tag haben wollten.
Unterwegs war auf dem Highway nicht viel los, ab und zu kam uns mal ein Semi-Truck entgegen und zog einen Schweif aus Schneegriesel hinter sich her. Der Schnee ist hier so trocken wie Staub. Teilweise fuhren wir an der Bahnlinie entlang und sahen Züge, welche hier die Container nicht nur hintereinander, sondern auch übereinander transportieren. Diese Züge sind so lang, das man das Ende des Zuges noch lange nicht sieht wenn die Lokomotiven schon längst vorbei sind. Es sind eben doch ganz andere Weiten hier auf dem Kontinent. Früher habe ich die Strecke zwischen Hamburg und München als Langstrecke emfunden, jetzt weiss ich, das es eigentlich nur ein kurzes Stück ist, wenn man diese Distanzen in Canada damit vergleicht. Und wir haben dabei ja auch nur das kleine Stück zwischen Toronto und Winnipeg überbrückt. Jeder, der sich mal den amerikanischen Kontinent auf der Karte anschaut, der weiss vielleicht was ich meine.
Nachmittags gegen 4pm kamen wir in Winnipeg an. Da wir in unserer neuen Heimat noch keine feste Bleibe hatten, checkten wir erstmal im bereits von Fred Hilf für uns reservierten Hotel Victoria Inn ein, wo wir ein Zimmer im 5. Stock des Hauses bekamen. Fred Hilf, das ist einer der netten Herren, der schon vor ganz langer Zeit aus Deutschland nach Canada ausgewandert war, welcher für First-Canadian Immigration Services arbeitet. Über diese Kanzlei sind wir nach Canada immigriert. Unseren Mietwagen parkten wir auf dem Hotelparkplatz wo es für jeden Wagen einen Stromanschluss für die Motorheizung gibt.
In den Zimmern ist alles vorhanden, vom Kabelfernsehen, über Telefon bis hin zum Internet Anschluss mit Kabel oder wireless. Zwei grosse queen-size Betten reichten uns auch hier für den erholsamen Schlaf. Sogar eine Kaffeemaschine gibt es hier auf jedem Zimmer, Kaffee trinken ist schliesslich eine der Lieblingsbeschäftigung eines jeden Canadiers. In der Lobby gibt es mehrere Computer, die von den Gästen benutzt werden können falls diese keinen eigenen Laptop dabei haben. Hinter der Rezeption befindet sich Naddel´s Highlight: Das Hallenbad im Dinostyle. Gleich nach unserer ersten Nacht hat sie sich dort erstmal erfrischt und konnte nach der langen Reise mal wieder so richtig aus sich raus kommen.
Am nächsten Tag trafen wir uns mit Fred Hilf, der uns die nächasten Schritte erklärte, die wir in Winnipeg unternehmen sollten. Dazu gehörte unteranderen der Besuch bei der Bank, wo wir unser neues Konto eröffneten. Er übereichte uns alle Unterlagen, sowie eine Checkliste, die wir nochmal gemeinsam durchgegangen sind, um auch bestimmt nichts zu vergessen. Wir wussten ja bereits, das bei Bison neuerdings ein Englischtest für neuimmigrierte Mitarbeiter auf dem Plan steht. Deshalb habe ich mich hauptsächlich in englisch mit Fred unterhalten um meine Sprachkenntnisse zu verbessern.
Ganz wichtig für uns war auch die Tageszeitung, in der wir nach Wohnungen oder Häusern ausschau hielten. Schliesslich war der Container schon im Hamburger Hafen und wartete auf seine Verladung auf die Toronto Express. Dieses Schiff sollte planmässig am Montag den 16. März ablegen und wir erwarteten den Container bereits zum 28. März in Winnipeg. Einige Häuser gefielen uns ganz gut, andere wiederum waren eher dermassen unsolide gebaut, das ein Güterzug, der direkt nebenan vorbei fuhr, keine grosse Mühe dabei hätte, alle Personen aus dem Bett zu schmeissen weil die ganze Hütte wackelte. Wir fanden aber letzendlich , wonach wir suchten. Eine Haushälfte für einen bezahlbaren Preis, dazu noch 2 Parkplätze und ein kleiner Garten hinter dem Haus, wo sich im Sommer prima ein BBQ einrichten lässt.
Für den Rest des Wochenendes hatten wir frei, so das alles noch wie Urlaub war. Wir erkundeten die Stadt und dabei entdeckte Naddel auch einen grossen Hund, welcher direkt an der Portage Avenue seinen Platz hat. Die Bank hat ihren Sitz ebenfalls hier in der Downtown (Innenstadt) und auch First-CIS ist ganz in der Naehe zu finden.
Das gehörte am Montag genauso zu unserem Programm, wie die Beantragung der Sozialversicherungsnummern und die Krankenversicherung der Manitoba Health.
Als bald fuhren wir dann zur Manitoba Public Insurance und tauschten unsere deutschen Führerscheine gegen die Manitoba licence. Ab sofort war mein alter Klasse 2 weg und ich bekam lediglich die class 5, was hier in Canada der deutschen Klasse 3 für PKW entspricht. Gleich im Anschluss machte ich auch noch den written test für den class 1. Das wiederum ist die schriftliche Prüfung für den LKW Führerschein, den ich ja in Canada komplett neu machen muss. Dieser bestandene Test wurde nun direkt nach der ärztlichen Untersuchung in die neue drivers licence eingetragen und somit darf ich jetzt auch mit Fahrlehrer, bzw. mit Trainer on the road gehen.
Zunächst einmal musste ich mich noch bei Bison vorstellen. Der Termin dafür wurde auf den 25. März festgesetzt. Vorher hatte ich schoneinmal Gelegenheit, die Firma näher kennenlernen zu dürfen. Dort standen zu diesem Zeitpunkt sehr viele Trucks, da gerade wieder ein Phase war, in der alte gegen neue ausgetauscht wurden und auch aus anderen Yards welche da waren. Der In-Cab-Trainer Holger Friedmann gab mir die Gelegenheit, mir mal einen dieser neuen Volvos mit I-Shift Getriebe aus der Nähe anzusehen und mit ihm mal eine Runde über den Hof mit fahren zu duerfen.
An dem Tag lernte ich auch die Werkstatt kennen, mit der manch anderer der Kollegen hier wohl nicht so sehr zufrieden ist. Als ich die besuchte war sie aber sauber und aufgeräumt und die Jungs gaben alles um die Mühlen wieder flott zu bekommen.
Das mit der Donwood Schule hat nun doch nicht geklappt, unser Haus haben wir im Norden Winnipegs bezogen. Wir wollten zunächst, das Nathalie eine bilingual school besucht in der deutsch und englisch unterrichtet wird. Das scheiterte letztendlich an der Entfernung. Hier gibt es keine Busverbindung zu diesen Schulen und eine andere Schule ist von unserem Haus in 5 min zu Fuss erreichbar. Die wählten wir dann auch für Naddel aus und inzwischen hat sie dort sogar Freunde gefunden. Die Sprachbariere ins englische überbrückt sie im wahrsten Sinne des Wortes spielend, denn die Erziehung der kids im canadischem Schulsystem funktioniert wie alles hier viel relaxter.
Auch unser Container ist inzwischen hier eingetroffen und wir haben den Pick Up Truck im Bison Warehouse entladen. Der Fahrer des alten Peterbilt Cabovers half uns noch beim lösen der Gurte und fuhr, nachdem der Pick Up entladen war, zu unserem Haus, wo er den Trailer vor den Eingang stellte, so das wir gut abladen konnten.
Die Spedition rief mich noch an und teilte mir mit, das der Trailer erst am nächsten Morgen abgeholt würde und wir uns ruhig Zeit lassen sollten. Dank unserer netten canadischen Nachbarn war der Container aber noch am gleichen Abend leer und wir fielen völlig geschafft ins Bett.
Nun ist es endlich vollbracht, wir können heute sagen das wir so richtig in Winnipeg angekommen sind und uns auch zu Hause fühlen. Die Urlaubsstimmung ist vorüber, der normale Alltag stellt sich ein. Nach der Orientation bei Bison bin ich voll im Training und habe bereits ein paar trips mit Unit 4320, das ist einer der weissen Volvos, durch die City und über den Highway gefahren. Dabei ist immer wieder Pre-Trip und Air-Brake angesagt. Das backing hat meinen Trainer dazu bewegt, lieber jemand anderen das Rückwärtsfahren beizubringen, da sich das für mich, sogar aus der 45 Grad position heraus, als harmlos herausstellte und ich den Trailer in jede Lücke hinein bekam. Die 21 jährige experience in Europe war anscheinend nicht ganz umsonst. Dennoch habe ich grossen Respekt vor den Canadiern und ihren Trucks. Die sind nämlich einige Meter länger als in Deutschland und je nach dem in welcher Position die Trailerachsen geslided wurden, muss man schon ganz schön ausholen um um mit den Trailerrädern beim Abbiegen nicht über den Randstein zu fahren.
Übrigens gibt es die Trucks für den privaten Gebrauch auch hier und nicht nur in den USA. Den International CXT haben wir z.B. auf einem Parkplatz vor einer Mc Donalds Filiale im Osten von Winnipeg erwischt. Der lässt doch die Herzen der Ami-Fans höher schlagen, oder ?