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Sonntag, 9. Januar 2011

California Christmas Run

Ein frohes Neues und gesundes Jahr euch lieben Leserinnen und Lesern da draussen in der Welt. Inzwischen ist ja die Lesegemeinde dieses Blogs auch Weltweit groesser geworden und somit gehen meine Gruesse nicht nur nach Europa oder Nord Amerika, sondern auch nach Sued Amerika und sogar Asien.
Herzlichen Dank euch allen fuer das rege Interesse. Ich werde natuerlich auch dieses Jahr wieder von meinen Trips durch Nord Amerika berichten.

Die Frage eines jeden Dispatchers, wer sich denn nun ueber Weihnachten zum Arbeiten bereit erklaert, war fuer mich voellig problemlos zu beantworten. Die Frachtraten fuer Florida waren wohl derartig im Keller, das dieser Trip fuer uns gestorben war. Allerdings gab es da ja noch Kalifornien, und dort kenne ich mich inzwischen ganz gut aus.

Ich uebernahm sogleich einen vorgeladenen Trailer in Winnipeg mit zwei Drops (Entladestellen) fuer Sacramento und Merced im sonnigen California. Der Trip startete, wie soll es auch im Winter anders sein, bei Schnee und Eis in ganz Nord Amerika. Das wirklich gefaehrliche am Winter driving ist nicht das Wetter, sondern die Freaks mit ihren Four-wheelern (PKW Fahrer), welche teilweise fuer echte Probleme im Strassenverkehr sorgen. Sind die nicht da, dann klappt es auch mit dem Trucking. Die echten Trucker unter euch, nein nicht der Bison Clan ist hier gemeint, kennen das: Pedal to the Metal und den traktionsfreudigen Hevy Hauler auch ueber die glatten Pisten sicher und schnell ans Ziel gebracht. Speziell unsere Schweden Experten wissen was ich meine.
Nun gut, California ist ja bekannt fuer Sommerwetter und auch auf diesem Trip hatte ich damit Glueck.

Meine Ladung stand in der Region um Fresno auf einer der dortigen vielen Orangen Plantagen im Lagerhaus der Sonnenfrucht Vertriebsstelle.
Da nun Weihnachten war blieb der Andrang bei der Verladung aus. Ausser mir wurde aber noch ein zweiter kanadischer Truck mit der gleichen Destination verladen. Auch dieser Trucker dachte sich fuer ein paar bucks mehr: Keep the Money and run.
Die Orangen waren fuer einen grossen Discounter in Calgary/Alberta bestimmt, was glatte 2.500 km von Fresno entfernt lag, und sollten so zwischen 39°F und 42°F temperiert werden was etwa 3.8°C bis 5,5°C entspricht.
Die Temperaturanweisungen der Kunden haben mich ja schon manchmal nachdenklich gemacht. Hatte ich doch in Europa des oefteren Obst Ladungen transportiert, es gab aber immer einheitliche Temperaturvorschriften fuer die jeweilig verladene Ware. Dafuer gibt es ja auch wieder eine Regelung die genau besagt was wie sein soll um die Frische des Produktes zu gewaehrleisten.
Fuer Navels aus Spanien sollten es in Europa 3°C sein, waehrend dort die kalifornischen Navels bei 7,2°C gelagert werden sollten. Wir transportieren hier in Nord Amerika auch frisches Fleisch, welches laut Absender auf 28°F gekuehlt werden soll was -2,2°C entpricht. In Europa wuerden Kunden bei derartig tiefen Temperaturen wohl wenigstens den Preis druecken, wenn nicht gar wegen Frostansatz am Fleisch die Annahme verweigern.

Aber so ist es nun mal, andere Laender, andere Sitten. Ich hab dann meinen Reefer auf 41°F im Cycle Centry Mode (Auto Start/Stop) eingestellt und bin sicher, dem Endverbraucher ist das Wurst solange die Navels orange ausehen und nicht gruen.

Die Hammer Lane hat mir dann ein grosses Grinsen in mein Gesicht gesetzt. Nicht das die Jungs hier in Stockton/California wuessten wo der Hammer haengt, weit gefehlt. In der Sprache der Trucker hat dieser Ausdruck keine andere Bedeutung als die linke Fahrspur des Highways, auf der man Pedal to the Metal gibt oder auch einfach nur Hammer down. Also ein Hinweisschild auf die Ueberholspur ? Na wer weiss wie die Strasse zu ihrem Namen kam, wir mit unseren Big Trucks haben uns jedenfalls an das in California vorhandene Speedlimit von 55 mph zu halten. Nichts mit Hammer Down.
Der Donner Pass war dank des schoenen Wetters Schnee- und Eisfrei, auch wenn die Warnhinweisschilder was anderes aussagten. Das es aber auch wirklich anders kommen kann sieht man nicht zuletzt am Rand des Highways.

Der Donner Pass mit seinen 2.200 Hoehen Metern. 8 Meilen downhill bedeutet Slow Down Truckers !

Dieses Werbeschild des Nevada Goverments sollten sich so manche Fahrer eines Four-Wheelers besser gut auf ihre Festplatte brennen. Doch gerade in Laendern wie Deutschland, wo doch der Trucker als Erster ein Ticket bekommt, bleibt das wohl ein ewiger Wunsch.

Wo wir schon bei Werbetafeln sind, hier gleich noch eins vom etwas anderen Gewerbe. Die Maedels sind uebrigens echt freundlich, auch wenn man nur Smalltalk am CB Radio mit ihnen haelt.

Reno in Nevada ist nach Las Vegas noch immer eines der bekanntesten Spielerparadiese unseres Planeten.

Ab Wells, Nevada wurde es dann weiss und auch der Bundesstaat Utah sah nicht anders aus.
Winterwonderland, mal mit blauen Himmel ....

.... bis die naechste Wolkenfront neuen Schnee ankuendigt.

Gerade die Border nach Canada gecrossed, habe ich ein ganz besonderes Exemplar der Dinosaurier entdeckt. Naja, entdeckt hatte ich den ja schon beim ersten Mal als ich aus Montana nach Alberta fuhr, nur jetzt kam ich endlich einmal dazu diesen Tyranno Lokus Rex zusammen mit meinem Truck abzulichten. Ein menschlicher Drang nach einigen Litern Kaffee verweigerte mir die Weiterfahrt und so kam mir dieses Alberta Welcome Center in Milk River gerade Recht, zumal sich schon auf den Hinweisschildern der Vermerk auf einen Washroom fand. Zu allem Ueberfluss dann ein weiteres Schild hinter der verschlossenen Glasstuer des Gebaeudes: Closed for the Season ! Was nun ? Sollte man hier als Besucher gar dazu genoetigt werden dem Dino ans Bein zu pinkeln ? Das wuerde wenigstens beantworten warum dieser Uebriggebliebene einer ausgestorbenen Rasse auf den Highway schaut und nicht auf das Visitor Center. Einer Sage nach sollen Dinosaurier auch an Einsamkeit gestorben sein. Ich hab dann doch lieber den Washroom des naechsten Roadside Turnout bevorzugt und anschliessend meine Reise nach Calgary fortgesetzt.

Samstag, 6. November 2010

Das Maerchen von endlosen Highways

Natuerlich denken wir Blogschreiber uns den ganzen Quatsch mit den endlosen Highways und traumhaften Weiten des wilden Westens und seiner einsamen Nachfahren der einstigen Cowboys, heute Trucker in ihren US-Trucks, nur aus. Wir wollen doch schliesslich was zum Schreiben haben und geben deshalb solch ueberparteilichen Bildzeitungsmaessigen Bloedsinn von uns. Wenn ich jetzt auch noch schreibe das unsere Disponenten die wahren Helden der nord amerikanischen Praerien sind, dann werde ich wahrscheinlich gesteiningt aber so ist es nunmal und auch wenn heute nicht der erste April ist, so ist doch immer was wahres und was unwahres an jeder Geschichte. Wie immer liegt es ganz in der Betrachtungsweise des Lesers.
Wir stehen staendig unbezahlt herum und warten auf Ladung.
Zufaelliges Zusammentreffen von Kollegen auf dem Truckstop ausgeschlossen ?
Voellig unerklaerlich wo hier die Tachonadel hin will.
In Canada sind doch alle Trucks auf 100 km/h oder weniger begrenzt.
Wir fahren hier nicht absichtlich langsam um die Kollegen vorbeizulassen.
Nein, wir haben Mitleid mit den alten verotteten Kisten und gehen vom Gas,
damit uns keine losen Gegenstaende treffen.
Mit den Scales gibt es doch gar keinen Stress, Logbucher sind doch schliesslich
zum bemalen da und auch ein Uebergewicht des Trucks ist halb so schlimm.
Wir Fahrer sind doch schliesslich von den besten Trainern gut ausgebildet worden.
Unsere kanadischen Trainer muessen auch nicht ein unnuetzes Trainingsprogramm
mit uns durchziehen, dabei den halben Tag schlafen und am Ende kuendigen weil
sie bei diesen grossen Immigranntenfirmen kein Geld verdienen.

Nun, was diesen Trainer anbelangt, gerade das hat er mir letzte Woche erzaehlt und das war sicher kein Maerchen.
So, nun mal zur Sache. Jeder von uns hat dann und wann mal schlechte Laune und laesst sich genauso dann und wann vom Dispatch aergern, weil der mal wieder zu bloed ist, ueberhaupt irgend etwas richtig zu machen. Leider ist das aber nicht unsere Aufgabe, wir sind wie immer nur die Fahrer.
Und wenn der Fahrer keine Ladung bekommt dann steht er irgendwo und verdient kein Geld. Soweit auch normal.
Wenn wir aber eine Ladung haben und damit auf die Reise gehen, dann bleibt gewiss noch soviel Zeit euch Lesern ein paar Bilder von den unendlichen weiten dieses mehr oder weniger wilden Westens in das Blog einzustellen und nicht zu vergessen, von den Vorteilen gegenueber Deutschland zu schreiben.
Zwischen den Zeilen zu Lesen, das bedeutet auch aufmerksam zu sein. In meinem Eintrag, die bloede Kuh am Strassenrand, war zum Beispiel meine Disponentin gemeint, nachdem sie mich telefonisch mit den Worten maltraetierte: Wenn du mich nicht als Dispatch akzeptierst, bekommst du ueberhaupt keine Ladung mehr !
Also alles nicht so eng sehen und bloede Kuehe einfach stehen lassen, frueher oder spaeter landen die sowieso alle auf dem stinkendem Cattle Train. 
Also dann, bon voyage und lasst euch nicht aergern.