Mein Weekend war also mal wieder nicht länger als 24h, ich hatte noch Zeit, ein paar mir ans Herz gewachsenen Freunden ein Good Bye zu übermitteln, mit meinem Kollegen von TransX und mit seiner Family ein BBQ einzuschmeißen.
Mein Dispatch gab mir grünes Licht für meinen letzten Trip durch Nord Amerika, welcher es zeitlich echt in sich hatte. Ich rechnete kurz nach und kam zu dem Ergebnis, dieser Run würde mich über meine täglich zulässigen Stunden hinaus an der Arbeit halten. Doch es war für einen guten Zweck, es war für mich selbst. Nach mehreren Jobangeboten hatte ich mich entschieden nach Europa zurückzugehen und das Unternehmen Canada erst einmal als mehr oder weniger schlechte Erfahrung zu verbuchen, was nicht zuletzt durch die Trennung meiner Frau Ricarda mit ihren mutwilligen Verleumdungen auch durch ihren ebenfalls deutschen Lebensgefährten zustande kam.
Also verschob ich meine Stunden im Logbuch ein wenig und sie waren wieder legal, zumindest auf dem Papier. Das ist übrigens gängige Praxis in Nord Amerika wenn man Geld verdienen will, manche nennen es auch Lügenbuch, ich nenne es praktisch.
Mein Container war beladen mit allerhand brauchbaren Zeugs, ich hatte im Lauf der Zeit einiges angeschafft und war schließlich froh den Container selber auf die Reise schicken zu dürfen. Die Eisenbahn hätte das auch wohl kaum in dieser kurzen Zeit hinbekommen.
Dank einer sehr zuvorkommenden Trucking-Company war der Transport keine große Sache, denn eine familiere Atmosphäre war im Office jederzeit verfügbar und selbst die Büroangestellten ließen es sich nicht nehmen mich persönlich zu verabschieden. Vom festen Händedruck bis zur Umarmung einiger Angestellten des Driver Services gab man mir mit auf den Weg, das man mich vermissen würde.
Mein Trailer mit dem Container stand bereits auf dem Yard als ich am Sonntag gegen 10AM dort eintraf. Man hatte alles menschenmögliche getan um ihn zu beladen und die entsprechenden Frachtpapiere auszustellen. Um die Verzollung kümmerte sich jemand von Atlantic am Verschiffungsort des Containers. Also dann, Trailer aufgenommen, Pre Trip Vehicle Inspection gemacht, 3 Achsen am Trailer gezählt und gewundert weshalb es gerade ein Tridem war, das Ladegewicht lag gerade mal bei 3.300 kg. Nun was soll's, dachte ich, entweder hatten die keinen anderen oder es hat schon irgendeinen anderen Sinn.
11:00AM, zum letzten Mal verließ ich unseren Yard in Winnipeg. Das war schon ein mulmiges Gefühl als ich aus Winnipeg heraus fuhr, etwas wehmütig aber immerhin ein Ziel vor den Augen, trat ich das Gaspedal durch. Zunächst mal hieß das Ziel Halifax in Nova Scotia. Glatte 3.600 Kilometer liegt das von Winnipeg entfernt. In Headingley auf dem Flying J noch einen Coffee to go in meine rote Coffee-Mug gefüllt, verabschiedete ich dort auch ein paar bekannte Kassiererinnen bei denen der Kaffee meistens gratis war.
Zur Strecke über Ontario brauche ich wohl kaum noch etwas ausführen, ich wählte den Highway 11 und kam dann in Montreal raus. Durch das französisch sprachige Quebec fuhr ich dann runter nach New Brunswick und weiter nach Nova Scotia.
Ich hatte diesen Gewaltmarsch bereits am Mittwoch erledigt und den Container ordnungsgemäß im Hafen der Halterm LTD mit der Destination Rotterdam, Netherlands abgeliefert.
Der Broker, den ich bereits vorab telefonisch über mein Eintreffen im Hafen informierte, kümmerte sich inzwischen um alles weitere und wünschte mir einen guten Flug. Bereits am Freitag verließ der Dampfer Halifax und sollte die nächsten 2 Wochen auf See sein.
Ich hatte diesen Gewaltmarsch bereits am Mittwoch erledigt und den Container ordnungsgemäß im Hafen der Halterm LTD mit der Destination Rotterdam, Netherlands abgeliefert.Der Broker, den ich bereits vorab telefonisch über mein Eintreffen im Hafen informierte, kümmerte sich inzwischen um alles weitere und wünschte mir einen guten Flug. Bereits am Freitag verließ der Dampfer Halifax und sollte die nächsten 2 Wochen auf See sein.
Nova Scotia ist immer eine Reise wert, ich habe mir sagen lassen man soll hier gut Urlaub machen können, hatte aber leider keine Zeit mehr um mich näher umzusehen.
Im Jahr 2009 lag die Gorch Fock im Halifax Habour, ich war also mal wieder nicht der erste deutsche hier.
Im Jahr 2009 lag die Gorch Fock im Halifax Habour, ich war also mal wieder nicht der erste deutsche hier.
Bleibt aber der Trost, ich werde wohl nicht der letzte Besucher sein, soweit man von Besuch überhaupt sprechen kann, denn ich lies den leeren Trailer bei TIP in Halifax stehen und setzte meine Fahrt Bobtail umgehend mit der Destination Minneapolis fort.
Für ein Hummeressen in Halifax fehlte mir leider jegliche Zeit.
Ich crosste die Border von New Brunswick kommend in Houlton, US-Bundesstaat Maine und cruiste die I95 bis runter nach Massachusetts woraufhin ich mich West nach Connecticut und New York State hielt um dann in Pennsylvania die I80 bis Chicago zu nehmen.
Ich crosste die Border von New Brunswick kommend in Houlton, US-Bundesstaat Maine und cruiste die I95 bis runter nach Massachusetts woraufhin ich mich West nach Connecticut und New York State hielt um dann in Pennsylvania die I80 bis Chicago zu nehmen.
Bereits am Samstag hatte ich online einen Last Minute Flug nach Island gebucht um dort die Lage meines ersten Job Angebotes zu checken.
Schon vorab sagte man mir auf meine Frage hin, wie es denn mit einer Arbeitsgenehmigung sei, das wäre überhaupt kein Problem. Zitat: "This is not Canada, this is Iceland !"
Schon vorab sagte man mir auf meine Frage hin, wie es denn mit einer Arbeitsgenehmigung sei, das wäre überhaupt kein Problem. Zitat: "This is not Canada, this is Iceland !"
Das klang soweit ganz gut und für den Fall, das mir Island oder der Job nicht gefallen würde, Island ist schließlich eine Insel welche sich gerne europäisch sieht, hatte ich als Plan B noch eine weitere Zusage aus Deutschland, welche mir einen Festvertrag anbot.
Somit konnte nichts schiefgehen und ich trat ordendlich drauf um meinen Flug mit der Icelandair nicht zu verpassen.
In der Zwischenzeit gingen mir total bescheuerte Sachen durch den Kopf, wie zum Beispiel, wohin mit meiner Kaffeetasse, lieber ins Handgepaeck oder in den Koffer? Die musste auf jeden Fall mit.
Von Halifax, NS bis Minneapolis, MN sind es auch nochmal 3.400km, eigentlich waren das 3,5 Tage Fahrt, aber nun war der Mittwoch sowieso schon platt und ich fuhr noch bis spät in die Nacht hinein.
Schon am Samstag startete die Maschine planmäßig um 7:20PM und ich musste noch meine letzen Utensilien aus dem Truck ausräumen, den ich dann in Saint Paul an einen neuen Fahrer übergab. Der Neue hatte bereits den Auftrag einen beladenen DryVan Trailer in Minneapolis zu übernehmen und nach Winnipeg zu bringen. Alles lag im Zeitplan, schlafen konnte ich noch im Flugzeug, so zumindest der Plan.
Mein Flieger ging um 7:20PM, also war noch Zeit genug um am Nachmittag in einem Hotel zu duschen und mein Reisegepaeck zu überprüfen. Von Müdigkeit komischerweise keine Spur.
Allmählich machte sich aber ein flaues Gefühl in der Magengegend breit wobei mir auffiel, das dies an zwei Dingen lag. Erstens hatte ich an diesem Tag noch nichts gegessen und zweitens wurde mir bewusst das ich die USA wohl am meisten vermissen werde. Auf Canada kann ich dagegen gerne verzichten, auch wenn ich dort viele Freunde zurückgelassen hatte.
Ich kann mich einfach nicht mit einem Land identifizieren, in dem Unschuldige einfach ohne jegliche Verurteilung eingesperrt werden und nur vorzeitig entlassen werden wenn sie sich schuldig bekennen.
Straftäter wie zum Beispiel Kindesentführerinnen oder Autodiebe lässt man hingegen aus der Provinz davonlaufen und beschönigt diese Fälle hinterher in der Kriminalstatistik als Nicht existent, weil das Provinzrecht nicht provinzübergreifend wirkt.
Frisch geduscht und gut gestärkt fuhr ich mit einem Cab zum Airport und checkte ein.
Mein I94 Visa reichte den US-Customs völlig aus und die Maschine legte einen problemlosen Start hin.
Nach einer Weile war ich wieder über kanadischen Luftraum und kreutzte nochmal die Stelle, an der ich nur ein paar Tage zuvor bei Kapuskasing über den Highway 11 donnerte.
Das Unternehmen Canada ist für mich in keinster Weise gescheitert, es ist nur anders abgelaufen als ich es mir erhoffte. Nach intensiven Gespraechen mit Immigration Canada kam herraus, das allein meine Ex Frau Ricarda dafür verantwortlich ist, dass mir bis heute nicht die permanente Aufenthaltsgenehmigung (PR) ausgestellt wurde obwohl die Papiere dafür bereits in Winnipeg bereit lagen. Als sie sich von mir trennte, zerbrach damit auch unser Provincial Nominee Program welches für die Erteilung der PR wichtig ist.
Meine letzte Arbeitserlaubnis drohte abzulaufen und damit auch mein Recht in Canada zu bleiben. Ein neues Workpermit war nicht mehr zu bekommen, da die Kopie des PNP nach über 2 Jahren nicht mehr anerkannt wird. Immigration Canada legte mir Nahe, ich könne dies nur umgehen, in dem ich mir einen anderen Arbeitgeber suchen wuerde, welcher für mich ein LMO bekommt. Solche Jobangebote hatte ich zwar reichlich, aber ich sah einfach nicht ein, warum ich mich von einer Firma trennen sollte, die mit mir und vor allem, mit der ich zufrieden war. Winnipeg Motor Express sah das ganz genauso doch trotz aller Bemühungen konnten sie nichts an der Sachlage ändern.
Ich entschied mich dann doch für Plan B, den Flug nach Osten, bevor mein Permit ablief.
Rein rechtlich bewegt sich Canada auf dünnem Eis, ich hätte wohl Ice Road Trucker werden müssen um in dieses System zu passen.
Prinzipiell habe ich alles gesehen was ich wollte, wobei der beste Teil in den United States of America lag.
Vielleicht starte ich eines Tages ein Comeback in die USA um noch einmal ein wenig "Coast to Coast Trucking" zu erleben.
Zunächst jedoch arbeite ich mich langsam richtung Osten vor, will vielleicht eine Weile in Deutschland leben, auch eine Reise nach Asien ist bereits in Planung. Es gibt noch viel zu entdecken.
Und noch während die Sonne am Horizont immer kleiner wurde ging mir durch den Kopf das ich in Canada viel verloren hatte und doch auch viel gewann.
Jedem, der sich Canada als zukünfiges Lebensziel gesetzt hat, sei gesagt, ich wünsche euch von Herzen viel Glück in dem Land eurer Wahl doch vergesst niemals: Wenn es mal nicht weitergeht gibt es immer einen Plan B !
Vergesst nie wer ihr seit oder wo ihr herkommt. Seit straight auf eurem Weg und lasst euch nicht reinreden.
God bless you.


Die Coffee-Mug in dem Ort Golden aufgefuellt hat der Diesel nun gut zu tun. Es geht rauf ueber den Kicking Horse Pass, welcher zwischen dem Yoho- und Banff Nationalpark auf 1627 Hoehenmetern liegt. Der Transcontinental Railway fuehrt hier seit 1885 ueber den Pass und der Canadian Pacific hat ebenfalls gut zu tun, denn er zieht mit seinen Lokomotiven viel mehr Gewicht ueber den Pass als wir mit unseren Trucks. Im Jahr 1962 wurde der Trans Canada Highway eroeffnet und fuehrt seitdem so ziemlich an der Bahnlinie vorbei.





