Gedanken zum Logbuch
Wie bereits erwähnt, hatte ich seit geraumer Zeit ein elektronisches Logbuch im Einsatz, welches mittels entsprechender Software auf dem Laptop läuft und in Echtzeit verwendet wurde. Das hat eigentlich ganz simpel funktioniert und sah im Wesentlichen nicht viel anders aus, als die handgeschriebenen Logbuch-Seiten. Mit dem Unterschied, dass ich jetzt alle Seiten ausdrucken musste, was aber alles etwas sauberer und aufgeräumter aussah. Dazu hatte ich mir im Walmart einen Tintenstrahldrucker und ein langes USB-Anschlusskabel gekauft, damit ich den hinten in der Kabine auf dem Schrank fest angeschraubten Drucker aus jeder Position im Fahrzeug vom Laptop aus betreiben konnte.
Ein herkömmlicher Power-Inverter regelte die 12 Volt Stromversorgung im Truck auf die in Nordamerika übliche Haushaltsspannung von 110 Volt hoch. Auf diese Weise konnte ich die entsprechenden Geräte auch im mobilen Einsatz betreiben und meine Logseiten täglich ausdrucken. Die Kontrollbehörde D.O.T. schreibt sogar das Mitführen der aktuellen Logsheets vor. Auch die Einträge des laufenden Tages müssen aktuell vorgelegt werden können, was aber in diesem Fall entweder auf dem Bildschirm des Laptops zu sehen ist oder auf Wunsch des D.O.T. Officers auch ausgedruckt werden kann.
Wenn ich also während eines laufenden Arbeitstages kontrolliert werde, dann sollte das zuletzt eingegebene Event im Logbuch Driving (Fahren) sein. Dieses, sowie alle vorangegangen Events, werden, genau wie bei den handschriftlichen Aufzeichnungen, grafisch als Linienführung dargestellt. Unter dieser Grafik befinden sich dann die Erklärungen zu den einzelnen Events, wie z.B. die Pause in Las Vegas von 7:30 Uhr bis 8:00 Uhr, beginnend mit einem Load/Tire Check, dem üblichen Walkaround und FUEL für die Betankung des Trucks. Ab 8:00 Uhr ist dann wieder Driving geloggt.
Bei der Logbuchseite auf dem Bild handelt es sich übrigens um das Original von dem Trip nach Kalifornien, den ich in diesem Blog-Posting schilderte. Auf die Erwähnung meines elektronischen Logbuches hin folgt jetzt endlich diese Erklärung, welche ich damals auch schon mal ankündigte. Die originalen Logsheets aus 2011 sind hier übrigens alle noch vorhanden.
Anders als bei der handgeschriebenen Version rechnet der Computer die Zeiten selbst aus, sodass ich nur noch meine täglichen Lenk- und Ruhezeiten im Blick behalten musste.
Früh Morgens um 2:00 Uhr bin ich in Nephi, im US-Bundesstaat Utah, gestartet und habe um 1:45 Uhr die einzigen 15 Minuten Arbeitszeit vor dem Start als PTVI geloggt, was für Pre-Trip-Vehicle-Inspection steht. Das ist so vorgeschrieben und schneller ist ein ausführlicher Pre-Trip ja auch kaum zu schaffen.
Nachmittags um 15:00 Uhr habe ich auf dem Flying J in der Stadt Ontario in Kalifornien nach insgesamt 11 Stunden Fahrzeit Feierabend gemacht. Am Ende meiner Schicht habe ich noch einen Post-Trip als PT geloggt. Jetzt kann man an Hand des Kilometerstands die Durchschnittsgeschwindigkeit berechnen. An diesem Tag habe ich 1.063 Kilometer zurückgelegt. Die teile ich jetzt durch 11 Stunden Fahrzeit und erfahre dann, dass ich im Tagesdurchschnitt mit 96,6 km/h unterwegs gewesen bin, obgleich ich insgesamt auch noch zwei Stunden Pause zwischen meinen Fahrzeiten gemacht habe.
In Nordamerika wird bei den Pausenzeiten, anders als in Europa, zwischen Pause und Schlafenszeit unterschieden. Als Pausenzeit zählt zwar beides zusammenhängend, allerdings sind in den USA acht Stunden Sleeperbirth vorgeschrieben, welche auch unbedingt so geloggt werden sollten um eine Violation zu vermeiden. Vor Beginn der Schicht kann man dann, so wie es auf dem Bild mit dem Logsheet zu sehen ist, z.B. eine Stunde Off Duty (Pause) für den Besuch im Washroom und für das Frühstück loggen, oder man steht auf und startet direkt nach der geloggten Schlafenszeit, auch das wäre möglich. Allerdings muss dann die gesamte Ruhezeit im 24 Stundenzeitraum in den USA 10 Stunden betragen.
Nach der Schicht habe ich das genauso gemacht. Eine Stunde für das Abendessen und sonstige Geschäfte, danach acht zusammenhängende Stunden Schlafenszeit.
Insgesamt habe ich am 03. April 2011 in dem 24 Stunden Zeitraum 12 Stunden und 45 Minuten Pause geloggt. Hier rechnen wir die 11 Stunden und 15 Minuten für Tätigkeiten wie Fahren und andere Arbeiten wie den Pre-Trip hinzu, dann ergibt das wieder 24 Stunden und so ist dieser Tag richtig im Logbuch eingetragen worden.
Jetzt gilt es aber noch die gesamte Arbeitszeit für den in den USA höchst zulässigen Gesamtarbeitszeitraum von 70 Stunden in acht Tagen nicht aus den Augen zu verlieren. Auch das berechnet die Software des elektronischen Logbuchs. In der Spalte Recap finden sich auf den ersten Blick die noch restlichen verfügbaren Arbeitszeiten der laufenden acht Tage, sowie die bereits gearbeiteten Stunden. Laut diesem Tag hätte ich noch 49 Stunden verfügbar bis zu meinem nächsten 36 Stunden langen Reset. Danach zählen die verfügbaren Stunden wieder von vorne von 70 runter.
In Canada weichen die Vorschriften etwas von denen in den USA ab. Hier sind längere Arbeitszeiten zulässig. Während in den USA die Regelung aus dem Jahr 2006 greift für tägliche 11 Stunden Fahren und 14 Stunden Schichtzeit, darf man in Canada täglich 13 Stunden fahren bei 16 Stunden Schichtzeit. Die 70 Stundenwoche bleibt in Canada gleich, kann aber innerhalb des Landes in einem zwei Wochen Zeitraum erhöht werden.
Wer sich allerdings auch in Canada an die US-Vorschriften hält, der ist auch hier legal unterwegs, da er an das Limit der kanadischen Vorschriften gar nicht erst herankommt.
Nur das Speedlimit erfordert gegenüber den USA eine Anpassung, da je nach Streckenführung nur zwischen 90 und 110 Stundenkilometern zulässig sind.
Bezüglich der Arbeitszeiten habe ich mich auch in Canada, mal abgesehen von wenigen Ausnahmen, tatsächlich an die Arbeitszeitvorschriften der USA gehalten. Mit 11 Stunden Fahrzeit kann man schon eine ganz gute Strecke schaffen. Das Ausreizen der kanadischen Vorschriften war teilweise sogar kontraproduktiv, da ich nie so recht wusste, ob ich nicht vielleicht wieder kurzfristig in die USA einreisen sollte. Spätestens dann müssen die Wochenstunden wieder mit denen in den USA kompatibel sein.
Heute, im Jahr 2025, gibt es in Nordamerika sogar das ELD, das sogenannte Electronic Logging Device, welches ähnlich wie in Europa die Bewegung des Fahrzeugs automatisch aufzeichnet.
Damit kann man dann auch jenseits des großen Teiches im Logbuch keine Stunden mehr verschieben. Das aber ist eine andere völlig Geschichte.

